Panorama-Nachrichten – Juli 2020
Auszug aus der Broschüre „Militärdienst mit Sinn“
Sinn meines Auftrags
Rekrutenschule 2015/2016
Rundbriefbeitrag von Jan-Henoch, 25 J.
Anhand einer Predigt meines Vaters mit dem Titel: „Freimut am Tag des Gerichts“, erkannte ich, dass Konfrontation mein Programm ist. Daraufhin trieb mich der Geist, ungefähr in der Hälfte meiner Militärdienstzeit, einen Antrag zu stellen für eine Kompanierede. Nach wochenlangem Ringen und Dranbleiben bekam ich die Möglichkeit, an einem bevorstehenden Kompanieabend der 13. Woche, eine ca. 30-minütige Rede vor der gesamten Kompanie (ca. 80 Rekruten und Unteroffiziere) zu halten. Zuerst begann ich ihnen zu zeigen, wie gut es uns eigentlich geht im Vergleich zu anderen Ländern, da viele meiner Kollegen all das Gute, das wir ständig erhielten als selbstverständlich hinnahmen und sich demgemäss auch manchmal unzufrieden verhielten. „Ja, wir haben ein Dach über dem Kopf, haben einen guten Schlafplatz, schmackhaftes Essen und vieles mehr. Es geht uns sogar so gut, dass eine Studie unseren Wohlstand wie folgt beschreibt: „Die grösste Angst der heutigen Zivilisation besteht nicht mehr in der Angst vor Kriegen oder Hungersnöten, sondern vielmehr in der Angst, sein Handy zu verlieren!“ Eigentlich schockierend, nicht wahr?!“ So begann ich den Bogen zu spannen und sie zu konfrontieren mit der Not und dem Leid in der Welt. Bevor ich ihnen z.B. den erschreckenden Kurzfilm der nuklearen Bombardierung von Hiroshima zeigte, nahm ich Bezug auf die von mir – zu Beginn – gestellte Frage, wie ihr Gemütszustand sei. Denn Fakt war, dass damals 60.000 Menschen eine solche Frage nicht mehr beantworten konnten, wie es meine Kameraden taten mit „gut, danke“. Weisst Du wieso? Weil sie einfach tot waren. 100.000 Menschen konnten diese Frage auch nicht mehr mit „gut“ beantworten, da sie schwer verletzt waren und an heftigen Schmerzen litten. So zeigte der Kurzfilm den Skandal und die Frucht der gesamten Kriegspropaganda auf, bei dem die ganze Kompanie aufmerksam zuschaute und zuhörte …
Ich zielte im weiteren Verlauf meiner Rede darauf ab, dass wir gemeinsam Frieden schaffen sollen in dieser Zeit. Ja, jeder macht sich doch auch Pläne für seine Zukunft – und was dann, wenn der Krieg kommt? Wir schauten uns dazu den Videoclip „Eine neue Welt“ an. Der Gesang meiner Schwester Anna-Sophia zusammen mit dem Schattenspiel vermittelte die Realität des Krieges sehr eindrücklich (www.sasek.tv/de/azk10/eineneuewelt). Nach diesem Lied geschah eine überraschende Wende. Aus der zuvor zurückhaltenden Stille wurde spürbare Begeisterung. Das ganze Publikum begann laut zu applaudie-ren und mit dem letzten Teil der Rede schien die Atmosphäre den Höhepunkt erreicht zu haben. Ich erzählte ihnen unter anderem auch, wie schön es ist, als Familie in Frieden zu leben und wie man so gemeinsam etwas bewegen kann. Dazu schauten wir uns als gesamte Kompanie (inkl. des Kaders) die Filmclips an, bei denen wir als ganze Familie Sasek in kürzester Zeit die Küche und auch das Haus reinigten und aufräumten. (www.familie-sasek.ch/kurzclips) „Sasek, wo bist Du zu sehen?“, rief einer laut durch den Saal … 🙂 Meine Kameraden konnten es kaum fassen und machten grosse Augen 🙂 . Zum Schluss endete es wieder mit grossem Beifall und lauten Pfiffen aus dem Publikum. Meine Kameraden bedankten sich bei mir und drückten vor den anderen ihre Hochachtung aus. Durch dieses Auf-Konfrontation-Gehen und nicht passiv bleiben, wurde die ganze Kompanie mit der neuen Welt geprägt und beeinflusst. Alle begannen eifrig mitzuhelfen, als es danach galt, den Saal mit vielen Tischen, Stühlen etc. wieder aufzuräumen und zu reinigen. Einer sagte zu mir: „Siehst Du Sasek, in fünf Minuten war der ganze Saal wiederhergestellt … 🙂 “ Die Händehoch-Aktion wurde ab da zum Stichwort Nr. eins. Ich erklärte natürlich meinen Kameraden, dass das Hände in die Luft strecken (zu Beginn einer Aktion) nicht unbedingt beten bedeutet, sondern vielmehr, dass alle motiviert und ausgerichtet sind auf ein gemeinsames Ziel (z.B. in drei Minuten die ganze Küche machen). Da hörte man es ab diesem Zeitpunkt bei der Arbeit immer wieder fragen: „Hey, habt ihr schon Hände hoch gemacht?!“ Nicht zuletzt machten sie sogar Videoaufnahmen, als mitten im Verpflegungszentrum (mit ca. 100-200 Rekruten) eine ganze Tischreihe die Hände in die Luft streckte und gemeinsam die Tische mit dem Geschirr etc. in kürzester Zeit abräumten. Andere machten dasselbe einfach mit dem Schlafsack-Aufrollen oder Boden-nass-Putzen. Es war unglaublich spannend und motivierend. 🙂 Auch zu sehen, wie sich meine Kameraden so einfach vom Guten anstecken liessen, hat mich begeistert. Mir hat es einfach wieder einmal mehr gezeigt, dass Konfrontation mein Programm ist. Es kommt auf mich an, dass ich Verantwortung übernehme und nicht passiv bleibe. Bleibe ich dennoch passiv und drehe nur um mich selbst, unterstütze ich die Globalstrategen, die an einer Welt des Friedens, der Harmonie und der Gerechtigkeit nicht interessiert sind!
Euer Jan-Henoch