Panorama-Nachrichten – April 2020
Das Training zur Pirouette
Rundbriefbeitrag von Andreas und Sulamith, 33 u. 29 J.
Wir besuchten, als ich noch ein Kind war, einmal eine Eiskunst-Show. Die Eiskunstläuferinnen und -läufer rasten in Höchstgeschwindigkeit über das Eisfeld, dies kombiniert mit krassen Sprüngen, Pirouetten und Kunststücken, dass man als Zuschauer die Künstler fast schon als Übermenschen wahrnahm. Das faszinierte mich schon immer in ganz besonderer Weise und am allerliebsten hätte ich das auch gekonnt. Potentiell könnte das auch jeder Mensch. Doch dieses Potential entfaltet sich nicht einfach von alleine. Es ist ein langer Weg und dieser besteht in hartem, jahrelangem Training.
Über dieses Prinzip lehrte mein Vater an unserer letzten Tagung. Wie entfalten wir das übernatürliche Potential in uns, wo wir Dinge können, die die Welt ins Staunen versetzt? Wo wir Werke vollbringen, die weit höher liegen, als „nur“ übers Eisfeld zu flitzen? Unser Potential im Geist ist, dass Gott in allen und jedem wohnt, vollkommen und mit übernatürlichen Fähigkeiten. Jede Situation, die uns begegnet, entfaltet sich potentiell dahin, dass alles göttlich vollkommen, perfekt und herrlich wird. Da wir selbst Körper Gottes sind, können wir nicht einfach warten, dass sich dieses Potential ohne unser Training entfaltet. Das wäre, wie wenn ein Bodybuilder erwartet, dass seine Muskeln durch das Anschauen der Gewichte wachsen. Unser Training ist es, den Schwierigkeiten (Gewichten) des Alltags nicht auszuweichen, sondern gerade angesichts dessen uns selbst zu verleugnen und ins Vollbewusstsein unseres Potentials (Gott vollkommen in uns) einzugehen. Nur wenn wir das tun, empfangen wir als Körper Gottes die Impulse, die uns zeigen, wie sich die göttliche Perfektion in dieser Situation entfaltet.
Dazu ein Beispiel: In den Wochen vor der Geburt unseres 5. Kindleins befielen mich immer wieder Sorgen und Befürchtungen über das, was auf mich zukommen wird. Angst vor dem Tiefpunkt in der Geburt und noch mehr Angst vor dem Wochenbett. Es blähte sich vor meinen Augen immer wieder auf, was die Nöte nach den letzten Geburten waren, z.B. die starken Nachwehen, die Schmerzen beim Stillen, Milchstau mit Fieber, Schüttelfrost, das seelische Auf und Ab usw. Bildlich gesprochen war diese vor uns liegende Herausforderung ein solches Gewicht, das der HERR uns in die Hand legte, damit sich darin die göttliche Herrlichkeit entfaltet.
Wie sah das Training bei uns aus? Inmitten der Sorge ermutigte mich mein Mann Andreas immer wieder, an unser Potential, also den vollkommenen Gott in uns zu glauben und es auszusprechen. Voller Elan machte er es mir immer wieder vor und proklamierte: „Das wird die schönste, schnellste und beste Geburt. Eine paradiesische Geburt. Und das Wochenbett wird einfach nur herrlich und entspannt, wie purer Urlaub …“ Wenn ich dann leise schmunzelte, malte er es mir noch mehr vor Augen, bis ich es auch sehen konnte. 🙂 Diese Glaubensbekenntnisse machte ich dann auch zu meiner Übung, auch wenn es mir in der Situation immer wieder schwerfiel, dies so „unnüchtern“ einfach auszusprechen (= Gewichte stemmen). Das Spezielle war, dass wir dann Schritt um Schritt gerade durch unseren entschlossenen Glauben göttliche Impulse empfingen, was wir konkret anders machen können, z.B. in Bezug auf den Eisenmangel von mir oder wie Andreas sich für das Wochenbett auf der Arbeitsstelle freischälen kann usw.
Dann folgte die Geburt. Es ging so schnell und getragen wie noch nie. In etwas mehr als drei Stunden durften wir unseren ersten Sohn Fridolin Noah in den Händen halten, und dies mit einem satten Gewicht von 4850 g :). Doch das war nur der Anfang. Das Wochenbett war daraufhin so getragen, dass ALLE Befürchtungen und Leiden, die ich die letzten Male hatte, einfach nicht auftraten. Weder die krassen Kreislaufprobleme noch die untragbaren Nachwehen, noch schmerzender Milcheinschuss und Milchstau, noch Fieber, noch seelisches Durcheinander … zudem war im ganzen Haus so ein Friede und eine Ruhe, dass sich das Wochenbett wie ein Urlaub anfühlte :). Aber nicht nur das Wochenbett war herrlich, sondern ich erlebe auch jeden neuen Tag in meinem Alltag als einen neuen Glückstag, wenn ich in diesem Training drin bleibe. Obwohl wir jetzt fünf kleine Kinder im Alter von einem Monat bis 51⁄2 Jahren haben, erlebe ich mich noch entspannter, glücklicher und kraftvoller als je zuvor. 🙂 Ist das nicht schön?
Dieses Erlebnis begeistert mich sehr. Wenn wir in den schweren Momenten nicht verzweifeln und aufgeben, sondern uns aktiv als Körper Gottes erkennen und uns dafür halten, dann entfaltet Er sich durch uns und plötzlich merken wir, wie wir übernatürliche Dinge vollbringen können. Dann sind plötzlich wir es, die die „krassen Pirouetten“ auf dem Eisfeld drehen. 🙂
So wird sich Gott auch in Dir und durch Dich entfalten, wenn Du dem Training nicht ausweichst.
In Liebe
Andreas und Sulamith mit Kindern